Warum funktioniert eigentlich Yoga fürs Büro?

Ist doch eine gute Frage, oder? Schließlich wurzelt Yoga in Indien vor einigen tausend Jahren, und da gab’s sicher weniger Jobs mit Sitzen auf einem Stuhl für acht Stunden. Ein Teil der Antwort ist, daß der moderne Yoga in den letzten hundert Jahren Ping-Pong zwischem dem Westen und Indien gespielt hat. Will sagen, die ursprünglichen Methoden des körperlichen Yoga sind mit westlicher Fitneß und Gymnastik kombiniert worden, und dieser neu-modische Yoga ist wiederum nach Indien zurückgewandert. Junge Stadtmenschen dort üben heute auch gern den „globalisierten“ Yogastil statt den ursprünglichen.  – Indien hat übrigens inzwischen ein eigenes Ministerium für Yoga und sieht ihn als nationales Kulturgut.

Dazu kommt die Weiterentwicklung, Verfeinerung und Verbesserung der körperlichen Ausrichtung nach modernen sportmedizinischen Erkenntnissen. Moderner Yoga ist körpergerecht, möglichst an den jeweiligen Menschen angepaßt, und dadurch auch für westliche Büroarbeiter gut „verträglich“.

Genetisch sind wir immer noch Höhlenmenschen, darauf ausgelegt, 4 Stunden täglich Beeren zu sammeln (oder Bären zu jagen) und dann zu chillen. „Vogel fliegt, Fisch schwimmt, Mensch läuft“ (in Trainingsbüchern gern zitiert, stammt von Emil Zatopek, einem tschechischen Läufer, der bei Olympia Goldmedaillen gewann). „Mensch sitzt“ hat nie einer gesagt, gehört aber nun mal zu unserer Lebensweise.

Sobald man so richtig rot sieht, ist rationales Denken nicht mehr möglich. Es dauert 12 Minuten, bis der Körper das Überlebens-Programm wieder runtergefahren hat, Hormone, Atmung, Blutdruck, Herzschlag, Anspannung sich normalisieren. Das ist der Grund, warum es manchmal besser ist, eine Runde um den Block zu drehen und danach weiterzumachen.

Höhlenmenschen sind wir ebenfalls noch in unserer Reaktion auf Streßsituationen: Fight-or-Flight setzt ein. Streßhormone werden ausgeschüttet, Herzschlag und Blutdruck erhöhen sich, Atem wird flach, Blick verengt sich, Muskeln spannen sich, alles bereitet sich aufs Kämpfen vor – oder falls das nicht geht, weil der Säbelzahntiger zu groß ist, auf die Flucht. Leider ist es heute eher schlecht, dem Kollegen auf die Nase zu hauen, und einfach weglaufen, wenn der Chef was will, könnte auch dumm ankommen.

Genau für diese Situation: langes Stillsitzen,  in einer ungesunden Haltung, womöglich unter Streß und Anspannung, bietet Yoga wunderbare Lösungen.
Nach Yoga-Prinzipien kann der Körper sich auf- und ausrichten. Die Atmung verbessert sich, weil der Brustkorb mehr Raum und Öffnung bekommt. Der Bauch darf entspannen. Der Rücken wird in einer guten Aufrichtung und natürlichen Doppel-S-Krümmung entlastet – jeder Bandscheibe ihre Chance! Die Schultern ruhen hinten unten und geben vielleicht einen Teil ihrer Last ab. Der Kopf ist aufgerichtet, schwebt über der Wirbelsäule und entlastet den Nacken.  In dieser aufgerichteten Haltung, zur Krönung mit einem Lächeln, wird auch die innere Haltung folgen. Es ist schwer, sich klein und elend zu fühlen, wenn man wie ein König steht oder sitzt  ;-).

Sich immer wieder bewußt aufrichten, immer mal wieder bewußt tief Atmen, kann schon viel bewirken. Und dann hat Yoga natürlich ein volles Programm für körpergerechte Bewegung! Dazu bieten sich kleine Übungen für Augen, Nacken, Handgelenke, ein Bewegen der Wirbelsäule in alle Richtungen, und gezielte Atemübungen an. Mit etwas mehr Zeit ist auch ein kurzer Flow, im Stehen oder auf dem Stuhl, möglich. Es ist ganz wunderbar, wie diese körperlichen Übungen auch den Geist erfrischen und entspannen, mit einem Hallo-Wach!-Gefühl.

Für meinen Workshop habe ich einiges an Übungen zusammentragen und ausprobieren dürfen, und hatte selbst einige Aha-Erlebnisse. Sogar der Yoga-statt-Kaffee-beim-Nachmittagstief-Flow hat bei mir funktioniert. So ganz auf Kaffee verzichten werde ich trotzdem nicht, aber es ist schön, eine Alternative zu haben. Yoga wirkt 🙂

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